Während Maultiere & Maulesel in südlichen Ländern sowie in den USA bereits seit Jahrhunderten als Reit-, Fahr- und Arbeitstiere im Einsatz sind und für ihre spezifischen Eigenschaften geschätzt werden, sind sie in Mittel-Europa bislang (noch) nicht so weit verbreitet. Erst in den letzten paar Jahren geht auch hierzulande der Trend zum Freizeitpartner Muli.
Wir möchten hier unseren kleinen Beitrag zur richtigen Western-Ausstattung der langohrigen Tiere leisten.
Unser Muli-Sortiment ist stetig am Wachsen - ein Teil davon wird von uns aus den USA und Südamerika importiert, ein anderer Teil fertigen wir exklusiv in Europa. Im Mai 2019 waren wir auf den 50. Bishop Mule Days in Kalifornien und konnten dort unser Wissen um Ausbildung & Ausrüstung erweitern sowie interessante Geschäftskontakte knüpfen.
Zunächst einmal ein paar Infos zur Biologie dieser Tiere:
Der Sammelbegriff "Muli" fasst zwei Lebewesen unterschiedlicher Herkunft zusammen - bei einem Maulesel war das Muttertier eine Esel-Stute, das Vatertier ein Pferde-Hengst, man sagt diese Tiere sind durch die Aufzucht unter und Erziehung durch Esel im Verhalten dem Esel näher. Während es sich bei einem Maultier genau anders herum verhält - das Jungtier wächst durch die Pferde-Stute im Pferde-Umfeld auf und ist "als Pferd" geprägt. Rein optisch kann man diese beide Hybriden nicht unterscheiden.
Durch die Kreuzung der zwei Tierarten Pferd und Esel trägt der Nachwuchs eine ungerade Anzahl an Chromosomenpaaren im Erbgut und kann daher im Normalfall keine Geschlechtszellen zur Vermehrung bilden - das Muli ist unfruchtbar, hat aber einen ganz normalen Hormonhaushalt, d.h. eine Stute wird rossig und ein Hengst zeigt hengstiges Verhalten (und sollte daher kastriert werden!).
Anatomische Unterschiede zwischen Pferd und Muli:
Der 50prozentige Esel-Anteil im Erbgut führt zu deutlichen Abweichungen im Muli-Körperbau verglichen mit der Statur eines Pferdes - ein Muli ist nicht einfach nur ein Pferd mit langen Ohren!!! Darauf sollte man bei der Wahl der Ausrüstung Rücksicht nehmen.
In den folgenden Fotos sieht man ein fuchsfarbenes Pferd und ein braunes Muli im Vergleich.
1.) Rückenlinie
Pferde haben i.d.R. eine gerade bis in verschiedenen Ausprägungen nach unten geschwungene Rückenlinie - dies muss bei der Anpassung eines Sattels entsprechend berücksichtigt werden. Bei Belastung (Steigungen/Gefälle) oder nicht übereinstimmendem Schwung zwischen Pferderücken und Sattelbaum neigen Pferde-Sättel dazu, nach HINTEN zu rutschen.
Mulis hingegen weisen eine sehr gerade bis sogar nach oben gewölbte Rückenlinie auf, was ebenfalls im Sattelbaum berücksichtigt werden muss. Hier neigen Sättel dazu, nach VORNE zu rutschen.
2.) Brust, Schulter & Kruppe
Mulis sind im Vergleich zu Pferden in der Brust schmäler gebaut, haben eine steilere Schulter und eine steiler abfallende Kruppe, der Schweifansatz sitz deutlich tiefer.
3.) Rippenbogen & Bauch
Mulis haben meist einen weiteren Rippenbogen und somit "mehr Bauch" als Pferde.
4.) Beine & Hufe
Mulis haben kleine, feste Hufe sowie ein langes Röhr- & Fesselbein. Sie gelten als sehr trittsicher und sind für Reiter sehr bequem zu sitzen.
5.) Kopf
Das markanteste Detail am Muli-Kopf sind sicherlich die langen Ohren.Im Vergleich zum Kopf eines Pferde mit gleichem Stockmaß hat das Maultier einen längeren und breiteren Kopf.
Nimmt man alle diese Besonderheiten zusammen, merkt man schnell, dass hier andere Ausrüstung nötig ist als bei Pferden:
WESTERNSÄTTEL FÜR ESEL & MULIS
Den bereits erwähnten anatomischen Gegebenheiten muss man bei einer Sattelanpassung Rechnung tragen.
Eins vorweg: genau wie es nicht "DEN" Araber- oder "DEN" Isländer-Sattelbaum gibt, gibt es auch nicht "DEN" Muli-Sattelbaum - das eine Muli hat eine "pferdige" Figur, das nächste kommt mehr nach dem Esel. Daher haben wir diverse Passformen für eine Anprobe zur Verfügung.
Wichtig für eine entspannte Sattelanprobe für Tier und Mensch, ist, dass das Muli schon mit dem Satteln vertraut ist - Sattel auflegen, Sattel angurten vorne wie hinten, eventuell das Tragen von Hintergeschirr sollten schon funktionieren, bevor wir einen Termin für eine Sattelanpassung vereinbaren.
Für Langohren haben wir einen etwas größeren Anprobe-Radius, bitte fragen Sie per Email nach der Machbarkeit/den Optionen an!
Hier haben wir einen Westernsattel für einen Großesel mit Stockmaß 1,40m angepasst und ich durfte einmal selbst probereiten.
Sättel werden bei Mulis und Esel etwas weiter hinten als bei Pferden gesattelt, damit die Schulter völlig frei arbeiten kann.
Den hier abgebildeten Sattel mit blauer Sitzfläche [Sonderanfertigung für mich persönlich ;-) ] haben wir zusammen mit der AK Saddlery speziell für die Bedürfnisse langohriger Reittiere entwickelt, er wird in Deutschland gefertigt.
Seit März 2023 haben wir zusätzlich weitere Sattelmodelle mit verschiedenen esel- & mulitypischen Sattelbäumen aus Südamerika, dem Muli-Kontinent schlechthin, im Sortiment. Diese Sättel werden in Kolumbien von Mesacé, einer Sattlerei mit über 100jährigen Firmengeschichte für uns gefertigt.
Frisch im Mai 2023 eingetroffen: weitere Sattelmodelle von Mesacé mit Mulibäumen - links aus schwarzem Synthetikmaterial, rechts aus braunem Leder. Ausführliche Infos zu unseren Mulisätteln finden Sie in einem eigenen Kapitel - HIER.